Viele TätowiererInnen erleben das Imposter-Syndrom: Sie zweifeln an ihren Fähigkeiten und fragen sich, ob andere ihre Schwächen bemerken.
Selbstzweifel beim Tätowieren können sich in jeder Phase einschleichen – ob als Azubi beim ersten großen Rückenstück, ein paar Jahre später beim Grübeln über abgeheilte Ergebnisse oder beim Scrollen durch Instagram, wenn du dein Werk mit dem von KünstlerInnen vergleichst, die tausende Likes haben.
Tätowieren ist High Stakes! Jedes Tattoo ist dauerhaft und persönlich – und dein Name steht für immer dahinter. KundInnen erwarten dein bestes Tattoo. Du erwartest deine beste Arbeit. Dieser Druck kann dich antreiben – oder alles infrage stellen.


Wie sich Imposter-Syndrom beim Tätowieren zeigt
Selbst erfahrene TätowiererInnen zweifeln an sich. Häufige Anzeichen sind:
- Zweifel vor jedem Tattoo – selbst wenn du schon unzählige großartige Arbeiten geschaffen hast!
- Deine Skills herunterspielen – einen perfekten Sleeve als „gute Haut“ bezeichnen oder die Zusammenarbeit des/der KundIn statt deiner Technik loben.
- Große Chancen ablehnen – keine Guest Spots, Conventions oder Wettbewerbe annehmen, weil du dich nicht bereit fühlst.
- Vergleiche online – glauben, dass alle anderen Tattoos sauberer, kräftiger oder schärfer sind.
- Ergebnisse meiden – weil du befürchtest, dass dein Werk nicht ideal verheilt ist.
Der in Liverpool ansässige Blackwork-Künstler Simon Mora sagt:
„Wenn dir deine Arbeit wichtig ist, konzentrierst du dich oft darauf, was besser hätte sein können, und übersiehst, was gut war. Entscheidend ist, dich daran zu erinnern, dass jede/r einen Platz in der Kunstwelt hat; du hast hart gearbeitet, um dahin zu kommen, wo du bist. Du gehörst dazu egal, was deine innere Stimme sagt.“
Simon hat über zehn Jahre Erfahrung – du bist also nicht allein!


Warum Selbstzweifel nicht immer schlecht sind
Ein bisschen Zweifel hält dich wachsam! Er treibt dich an, sauberere Linien, weichere Übergänge und kräftigere Farbfüllungen zu erreichen. Manche der besten TätowiererInnen der Welt fühlen Imposter-Syndrom – aber sie lassen sich nicht davon stoppen.
Die talentierte Tattoo-Künstlerin Erin Larkin aus Glastonbury, bekannt für ihren Art-Nouveau-Stil, bringt es tiefer auf den Punkt:
„Imposter-Syndrom ist unvermeidbar. Als KünstlerIn, Kreative/r und TätowiererIn werden wir das alle erleben. Aber wie wir damit umgehen, liegt in unserer Kontrolle. Denk daran: Du machst, was du machst, aus einem Grund. Egal, wie du dich fühlst – du bist wichtig. Deine Arbeit ist wichtig und wirkt positiv auf so viele Menschen. Das ist ein Geschenk, das dich aus deinem Imposter-Headspace herauszieht. Imposter-Syndrom macht uns stärker. In Zeiten von Angst, Zweifel und Stress: Nimm es an, wende dich nicht ab. Die Tatsache, dass du weitermachst, beweist, dass du stark bist und diese Gedanken nicht deine Konzentration übernehmen. Atme. Mach eine Pause. Tu etwas, das dich beruhigt, wenn es zu viel wird. Schreib dir auf, wie du dich fühlst. Und dann mach weiter mit dem, was du am besten kannst. Du schaffst das.“


Tipps für mehr Selbstvertrauen beim Tätowieren
Schau dir deine alten Arbeiten an
Zieh Tattoos hervor, die du am Anfang gemacht hast, und vergleiche sie mit deinem aktuellen Werk – dein Fortschritt über die Zeit ist ein riesiger Confidence-Boost, egal ob Azubi oder erfahrene/r TätowiererIn.
Achte auf abgeheilte Tattoos
Frische Tattoos sehen auf Fotos vielleicht großartig aus, aber abgeheilte Ergebnisse sind der wahre Maßstab für deine Skills. Follow-ups mit KundInnen zeigen dir, wie stark deine Arbeit wirklich ist!
Tausche dich mit anderen TätowiererInnen aus
Erfahrungen teilen hilft dir, zu erkennen, dass auch andere dieselben Zweifel haben. Zu wissen, dass du mit dem Imposter-Syndrom nicht allein bist, wirkt befreiend.
Reduziere toxische Vergleiche
Folge nur KünstlerInnen, die dich inspirieren! Social Media zeigt die Highlights, nicht die ganze Realität – lass dich davon nicht zurückhalten.
Lerne weiter, aber versteck dich nicht dahinter
Lernen ist wertvoll, aber unterschätze nicht, wie viel du durch Ausprobieren gewinnst. Die größten Schritte machst du in der Praxis.


Du gehörst dazu: Imposter-Syndrom überwinden
Imposter-Syndrom wird immer wieder auftauchen. Der Schlüssel ist, es nicht die Kontrolle übernehmen zu lassen.
Mach weiter. Kreiere weiter. Deine Kunst hinterlässt Spuren – weit über die Haut hinaus!