Jasper Jarvis – auch bekannt als Sad Girl Tattoo – ist ein unglaublich beliebter Tattoo-Künstlername, unter dem einzigartige, verstörende Tattoos entstehen – direkt aus einem ganz eigenen, verdrehten Universum!

Vom Studio Aura Ninety Four in London aus hat Sad Girl ein ganzes Kuriositätenkabinett aus unheimlichen Kreaturen erschaffen – kombiniert mit zarten und abstrakten Mustern, die alle im selbstgeschaffenen „Oracle Verse“ leben.

Wir haben uns mit Jasper unterhalten – über die genutzten Tools, die Entwicklung des persönlichen „Oracle Matter“-Stils, und wie sich aus dem Schaurigen und Furchteinflößenden etwas Wunderschönes machen lässt.

Wie lange tätowieren Sie schon und wie hat alles angefangen?

Ich tätowiere seit etwa vier Jahren. Ich habe über YouTube gelernt – vor allem durch Oozy! Außerdem wurde ich damals von Künstler/innen unterstützt, bei denen ich selbst tätowiert wurde. Morgan und Oscar haben mir Mut gemacht und Tipps gegeben – so habe ich einfach losgelegt! Ich habe ständig gezeichnet und meine Arbeiten online geteilt – der Rest ist irgendwie einfach passiert.

Wie lange arbeiten Sie schon bei Aura Ninety Four und was können Sie über das Team erzählen?

Ich bin seit über zwei Jahren bei Aura – es ist ehrlich gesagt das beste Zuhause überhaupt, ich bin sehr dankbar. Alle Künstler/innen hier sind großartig, auch die Gastkünstler/innen, die regelmäßig vorbeikommen! Ich bin ständig inspiriert und wachse als Künstler/in jeden Tag durch die Menschen um mich herum. Luke Ashley und Annie Elizabeth haben einen Ort geschaffen, der wirklich einzigartig ist.

Können Sie uns den Stil „Oracle Matter“ beschreiben?

Ich habe vor ein paar Jahren begonnen, das „Oracle Verse“ zu zeichnen – eine eigene Welt, die ich erschaffen habe. Anfangs habe ich nur „Oracles“ gezeichnet – stachelige Kugelwesen, die im Oracle Verse leben. Mit der Zeit hat sich das weiterentwickelt und es entstanden neue Bereiche innerhalb des Oracle Verse. Einer dieser Bereiche ist „Oracle Matter“, und genau das tätowiere ich inzwischen fast ausschließlich. Ich hatte nie geplant, das als Stilbezeichnung zu etablieren, aber es hat sich von selbst ergeben. Ich lasse die Dinge einfach geschehen – Oracle Matter entwickelt sich so, wie es sich entwickeln will.

Einige Ihrer blauen Designs erinnern an Porzellanmalerei – lassen Sie sich auch von anderen Kunst- und Handwerksformen inspirieren?

Ich habe schon immer Suminagashi geliebt – das hat mich definitiv inspiriert, als ich begonnen habe, Wirbelmuster in meine Arbeiten einzubauen. Generell ziehe ich viel Inspiration aus Dingen, die als abstoßend gelten oder bei Menschen Phobien auslösen. Ich versuche dann, sie so darzustellen, dass sie als schön oder elegant wahrgenommen werden. Das ist mein stetiger kreativer Antrieb.

Welches Ihrer Werke aus dem letzten Jahr ist Ihr Favorit – und welches war das größte?

Es ist immer schwierig, einen Favoriten auszuwählen! Aber ich liebe es, Hände zu tätowieren – das ist für mich immer das Schönste. Was große Projekte angeht: Im Moment sind mehrere in Arbeit, aber eines, das mir besonders in Erinnerung geblieben ist, war ein riesiger Aal auf dem Oberkörper – das habe ich letztes Jahr fertiggestellt und es hat richtig Spaß gemacht!

Sie haben bereits einige Kollaborationen gemacht – mit wem würden Sie gerne noch zusammenarbeiten?

Ich bin auf jeden Fall bereit für eine Zusammenarbeit mit meinem Freund Lui Lopez– das muss dieses Jahr unbedingt passieren!

Wie sieht Ihr Arbeitsplatz-Setup aus?

Was die Maschinen angeht, nutze ich hauptsächlich die neue Cheyenne Sol Nova Unlimited II. Ich liebe Produkte von Inkeeze, arbeite mit Kwadron-Nadelmodulen und verwende Dynamic-Farbe.

Wie viele Tattoos haben Sie mittlerweile und gibt es ein Lieblingsstück?

Ich habe längst den Überblick verloren – mein Körper ist größtenteils mit Blastover bedeckt! Einen Favoriten zu nennen, ist schwierig – ich liebe alle meine Tattoos aus unterschiedlichen Gründen. Manche sind einfach schöne Erinnerungen, bei anderen liebe ich das Artwork. Ich liebe mein neues Kopftattoo, und das Beinprojekt von OOne ist etwas, das ich kaum erwarten kann, fertigzustellen.

Welche Tätowierer/innen liefern Ihrer Meinung nach gerade beeindruckende Arbeiten ab?

Es gibt so viele, dass ich gar nicht alle nennen kann! Die Leute, die ich bereits erwähnt habe, sind alle einen Blick wert. Das gesamte Team von Aura Ninety Four ist großartig – hier ist wirklich für jede/n etwas dabei. Zwei Namen, die ich besonders hervorheben möchte: Zanzi, die besten Hello-Kitty-Tattoos überhaupt! Und Em, der neu bei Aura ist, seine Fraktal-Tattoos mit weißer Farbe sind derzeit absolut sehenswert!

Was bringt die Zukunft für Jasper Jarvis bzw. Sad Girl Tattoo?

Ich möchte das Oracle Verse weiter ausbauen und mehr spannende Tattoo-Projekte verwirklichen! Vielleicht findet das Oracle Verse ja auch seinen Weg über die Haut hinaus. Ich habe keine festen Pläne – ich habe gelernt, Erwartungen loszulassen und die Dinge einfach geschehen zu lassen. Die besten Ideen kommen dann ganz von selbst.

Vielen Dank an Sad Girl für das tolle Interview! Sie können Jaspers Arbeiten auf Instagram entdecken, das Team von Aura Ninety Four besuchen oder direkt einen Termin buchen und in das Oracle Verse eintauchen!